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Familienergänzende Betreuung und Stillen – warum der Kita Start kein Grund zum Abstillen ist – Teil 1

Viele stillende Mütter kehren spätestens nach einem Jahr in Elternzeit wieder in ihren Beruf zurück. In diesem Zusammenhang stellt sich für die Familien also nicht nur die Frage, wie das Kind in der Zeit der Abwesenheit der Mutter betreut sondern auch, wie das Kind ernährt wird und wie und ob es mit dem Stillen weiter gehen soll.

„Mein Kind isst noch nicht richtig und stillt noch so viel. Wie soll das bloß gehen?“ sind häufige Fragen und das Gedankenkarussell dreht sich.

Das wichtigste vorweg: der Wiedereinstieg in den Beruf ist kein Grund abzustillen. Und auch umgekehrt ist der Wunsch nach einer „längeren“ Stilldauer kein Grund, den Wiedereinstieg zu verschieben. Im Gegenteil, Mütter und Kinder können und sollten die Vorteile des Stillens weiterhin genießen.

Warum sollten Mütter überhaupt weiter stillen? Vielfach hört man immer noch, die Muttermilch hätte nach dem 6.Lebensmonat ja gar keinen Mehrwert mehr, es käme ohnehin nur noch Wasser und es bestünde die Gefahr des Nährstoffmangels. Dass diese Aussagen in die Welt der Mythen und Märchen gehören, sollte längst bekannt sein. Nicht umsonst empfiehlt die WHO ausschließliches Stillen bis zum vollendeten 6.Lebensmonat, danach Einführung der Beikost unter dem Schutz des Stillens, weiterstillen bis Ende des 2.Lebensjahres und darüber hinaus, solange Mutter und Kind das wünschen.

Muttermilch enthält im zweiten Lebensjahr des Kindes sogar wieder größere Mengen an bestimmten Antikörpern, die Konzentration erreicht Werte ähnlich dem Kolostrum (Neugeborenenmilch, auch als „erste Impfung“ bezeichnet, aufgrund der hohen Konzentration an Immunglobulinen). Demzufolge können eben insbesondere Kinder, die in der familienergänzenden Betreuung häufig Kontakt zu Krankheitserregern haben besser geschützt oder bei einer Infektion schneller wieder gesund sein. Außerdem nicht nur für die Mutter äußerst beruhigend: bei einem Magen-Darm-Infekt verweigern Kinder häufig jegliche Nahrungs- und/oder Flüssigkeitsaufnahme außer Muttermilch. Durch Stillen kann damit sowohl der Energie- als auch der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen werden.

Langfristige positive Auswirkungen

Neben den kurzfristigen Vorteilen des Stillens fördert Stillen nachweislich auch langfristig die Gesundheit gestillter Kinder. Stillen senkt z.B. das Risiko für Diabetes, Asthma, Adipositas (durch die Berücksichtigung des natürlichen Hunger- und Sättigungsgefühls), Zahnprobleme (durch die physiologisch korrekte Entwicklung der gesamten Zungen- und Mundmuskulatur), Mittelohrentzündungen und bestimmte Krebserkrankungen. 

Auch die kognitive Entwicklung wird gefördert und früher gestillte Kinder und Jugendliche schneiden in späteren Intelligenztests um einige Prozentpunkte besser ab.

Stillen erfüllt das Bedürfnis nach Sicherheit

Neben den positiven Effekten auf den Körper der Kinder (und der Mutter) erfüllt Stillen zudem zahlreiche emotionale Bedürfnisse. Der Start der Betreuung außerhalb der Familie ist für die Kinder und Familien ein großer Schritt und muss achtsam begleitet werden. Standard in den Kitas und bei Tagesmüttern sollte eine ausreichend lange Eingewöhnungszeit sein, in der die Bezugserzieher:innen, das Kind und die Eltern sich langsam und gut kennenlernen.

In dieser Zeit ist Stillen für die Kinder deutlich mehr als nur Nahrungsaufnahme, sondern bedeutet Sicherheit, Geborgenheit, Vertrautheit, eben den „sicheren Hafen“. Das Kind kann „Mama tanken“ beim Abschied am Beginn eines Kita Tages und ebenso beim Abholen. Stillen hilft hier beim Verarbeiten der spannenden, aber auch anstrengenden Erlebnisse und Eindrücke.

Oxytocin hilft bei der Entspannung

Auch hier hilft wieder das Liebes-, Kuschel- und Entspannungshormon Oxytocin – und zwar für Mutter und Kind. Beide erleben während des Stillens eine Oytocinausschüttung. Oxytocin beruhigt, fordert den Schlaf und reduziert die Auswirkungen von Stress. Entsprechend kann die Mutter gelassener mit den Herausforderungen umgehen, die im Spannungsfeld zwischen Berufstätigkeit und Mutterschaft entstehen.

Andere Bezugspersonen finden eigene Wege

Dass das Kind (noch) gestillt wird, kann offen kommuniziert werden, sollte aber kein Hindernis für die außerfamiliäre Betreuung sein. Falls eine Kita oder Tagesmutter als Voraussetzung für die Betreuung das Abstillen fordert, sollte unbedingt das Gespräch gesucht werden. Vielfach ist die Forderung in der Angst begründet, das Kind könnte ohne das gewohnte Stillen nicht getröstet oder in den Schlaf begleitet werden oder würde keine andere Nahrung als Muttermilch zu sich nehmen. 

Hier kann getrost beruhigt werden, denn Kinder sind erstaunlich flexibel und finden zusammen mit den Bezugspersonen eigene Wege, um die Bedürfnisse nach Trost, Schlaf oder Nahrung zu erfüllen. Zudem greift in (Klein)Kindergruppen meist der Nachahmer Effekt. Sonst sehr wählerische Kinder essen plötzlich in der Gruppe mit vom angebotenen Essen und Kinder, die bei Mama sonst nur an der Brust einschlafen, lassen sich von der neuen Bezugsperson in den Schlaf (z.B.) tragen.

Eine gute und ausreichend lange Eingewöhnungszeit ist nicht zuletzt deshalb so wichtig: die Bezugspersonen und das Kind müssen Gelegenheit und Zeit erhalten, ihre eigenen Wege zu finden und zu etablieren.

Fazit: die Vorteile des (längeren) Stillens unbedingt mitnehmen

Der Start der familienergänzenden Betreuung muss also kein Grund zum Abstillen sein. Wenn Mutter und Kind die Stillbeziehung fortführen wollen, so können sie insbesondere genau für den Kita Start die Vorteile des längeren Stillens nutzen.

Was es bei der Ernährung des gestillten Kindes während der Abwesenheit der Mutter zu beachten gibt, wie die Milchproduktion aufrecht erhalten wird und wie eine stillende Mutter auch vom Gesetz geschützt ist, kannst du im Teil 2 des Beitrags nachlesen.

Du hast Fragen oder möchtest eine individuelle Begleitung? Dann schreib mich unbedingt an. Ich freue mich auf deine Nachricht!

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