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Stillen. Unser gemeinsamer Weg.

Weltstillwoche 2021

„Stillen. Unser gemeinsamer Weg.“ Mit dem Motto legt die Weltstillwoche vom 4. bis 10. Oktober den Fokus auf das Miteinander beim Stillen.

Viele Menschen begleiten stillende Frauen und ihr Kind auf ihrem Weg. Ich finde, es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass alle diese Begleiter durch eine bestimme „Brille“ mit einem eigenen Blick und einem bestimmten Fokus auf das Stillpaar blicken. Und dementsprechend auch unterschiedliche Ziele und verschiedene Herangehensweisen an die Begleitung der Mutter und ihres Kindes haben.

Anlässlich der Weltstillwoche 2021 habe ich für dich die unterschiedlichen Gruppen betrachtet und gebe dir Vorschläge mit, wie du die Begleitung jeweils für dich nutzen kannst.

Hebammen, Kinder- und Frauenärzt*innen, Krankenpfleger*innen

… legen den Fokus auf die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit von Mutter und Kind.
… begleiten die Schwangerschaft, die Geburt und das Wochenbett.
… haben sehr unterschiedlich tiefes und aktuelles Wissen zum Stillen.

Bereite dich gut auf das Thema Stillen schon in der Schwangerschaft vor und mach dir für die Geburt (insbesondere im Krankenhaus) einige Stichpunkte, worauf du in Bezug auf das Stillen während der Entbindung und den ersten Tagen nach der Geburt achten willst.

  • Fragen könnten hier z.B. sein
    gibt es standardmäßige Interventionen während der Geburt?
  • werden Wehenmittel (künstliches Oxytocin) verwendet?
  • ist direkter Hautkontakt (Bonding) nach der Geburt möglich? Auch bei einem Kaiserschnitt? (sofern keine dringenden medizinischen Gründe dagegensprechen)
  • wird erstes Stillen im Kreißsaal ermöglicht?
  • wird Rooming-In (Mutter und Kind bleiben 24h zusammen) ermöglicht?
  • wie wird mit dem Thema Gewichtsentwicklung und Zufüttern in den ersten Tagen post partum umgegangen?
  • welche stillfreundlichen Zufüttermethoden sind bekannt (nicht zwingend Flasche!)?
  • ist das Krankenhaus als „Babyfreundliches Krankenhaus“ von der WHO zertifiziert?

Frag lieber einmal zu oft kritisch nach, wenn dir ein Vorgehen empfohlen wird, bei dem du ein schlechtes Bauchgefühl hast. Lass dir alle Maßnahmen und deren Begründung genau erklären. Es geht um deine und die Gesundheit deines Kindes. Du hast ein Recht darauf, gründlich informiert zu werden.

Ostheopath*innen, Logopäd*innen, Zahnärt*innen

… können gezielt bei einzelnen Problemstellungen behandeln und helfen.
… fokussieren sich auf eine Körperfunktion, die für das problemlose Stillen notwendig ist.

Baue schon in der Schwangerschaft ein gutes Netzwerk an Begleitern auf, die euch ggf. bei Spezialthemen helfen können. Frag dazu am besten deine Hebamme oder eine ortsansässige Stillberaterin.

Osteopath*innen können bei Verspannungen und Blockaden helfen, die ein korrektes Anlegen erschweren und die damit verbunden Folgen (wie z.B. wunde Brustwarzen) möglicherweise auflösen.
Logopäd*innen und Kinderzahnärzt*innen können bei oralen Restriktionen (verkürzte Zungen-, Lippen- und Wangenbänder) helfen.

Partner*

… möchte genau wie Ihr das Beste für Euer gemeinsames Kind.
… fühlt sich ggf. „überflüssig“ beim Thema Stillen.
… ist unsicher wie er unterstützen kann.

Hole deinen Partner schon während der Schwangerschaft mit ins Boot. Er ist deine wichtigste Unterstützung für die Stillzeit! Ist seine Einstellung zum Stillen nicht positiv kann die Stillbeziehung gefährdet sein.

Sprich mit deinem Partner schon in der Schwangerschaft über deinen Wunsch zu stillen, über Ängste, Sorgen und Bedenken aber auch über die klaren Vorteile des Stillens für euer gemeinsames Baby. Sein Beitrag ist extrem wichtig für eine gelungene Stillbeziehung, er ist nicht „überflüssig“.

Es ist wichtig, dass auch dein Partner gut über das Stillen informiert ist. So kann er dir bei kritischen oder gut gemeinten, aber unaufgeklärten Ratschlägen den Rücken stärken oder für dich einstehen, wenn du selbst gerade nicht dazu in der Lage bist (z.B. während oder kurz nach der Geburt).

Familie & Freunde

… wollen, dass es dir und dem Kind gut geht.
… haben oft selbst nicht gestillt oder negative/belastende Erfahrungen mit dem Stillen gemacht.
… können „das Tamtam“, das um das Stillen gemacht wird, oft nicht nachvollziehen.
… fühlen sich ggf. ausgeschlossen, weil das Baby nur von dir gestillt werden will und nicht mit der Flasche gefüttert werden soll.
… wollen sich dir und dem Baby nahe fühlen und Teil eures Glücks sein.

Wie zum Thema Schlafen werden sich auch zum Thema Stillen viele Freunde und Teile der Familie äußern und dir gute Ratschläge geben. Versuche „gut gemeinte“ aber leider nicht immer „gut gemachte“ (also nicht hilfreiche, nicht sinnvolle, nicht passende) Hilfe freundlich aber bestimmt abzuweisen. Du darfst selbst entscheiden, was gut für dich, dein Baby und deine Familie ist.

Du kannst sie auch darum bitten, sich selbst über das Stillen zu informieren, damit sie Zusammenhänge besser verstehen (z.B. warum es oft nicht gut ist mit einem drei Wochen alten Baby 350 km zu einem Verwandtschaftsbesuch zu fahren).

Lass Familie und Freunde an eurem Glück ruhig teilhaben, indem du konkrete Bitten äußerst. Das kann die Bitte nach dem Lieblingsgericht, der Erledigung von Aufgaben (Einkaufen, Backen, Behördengänge) oder eben auch dem Unterlassen von etwas sein (z.B. zu häufige Besuche, die dir evtl. gerade nicht guttun).

Umfeld, Alltag, Öffentlichkeit

… fühlen sich (leider immer noch) von stillenden Müttern brüskiert.
… sind nicht auf die Bedürfnisse von Stillenden ausgerichtet (Rückzugsmöglichkeiten, bequeme Sitzgelegenheit).

Leider ist unsere Umgebung allzu oft nicht auf die Bedürfnisse von Eltern mit Babys ausgelegt. Schule deinen Blick daher schon in der Schwangerschaft und scanne deine Umgebung:

  • in welchem Café werden Bays und Kinder gern gesehen?
  • wo gibt es gute Sitzgelegenheiten mit Rückenlehne und ggf. sogar Möglichkeit, die Füße aufzustellen?
  • wo gibt es Trinkwasserspender (für den Durst der stillenden Mama 🙂 )?

Je geübter du in den Handgriffen des Stillens bist, desto leichter wird dir das Stillen in der „Öffentlichkeit“ fallen – dann bekommt es nämlich sowieso fast keiner mit und du bist auch nicht nervös oder unsicher (wieso solltest du das auch sein?).

Lege dir Sätze zurecht, die du entgegnen kannst, wenn dich jemand bittet, nicht in der Öffentlichkeit/im Café/in der Bahn etc. zu stillen. entgegne z.B. freundliche aber bestimmt „Mein Baby hat jetzt gerade Hunger und möchte in Ruhe essen und trinken.“

Trage Stillkleidung**, in der du dich wohlfühlst und mit deren Handhabung du gut zurechtkommst. Übe zuhause das Hochschieben und Öffnen des Still-BHs mit einer Hand. Das gibt dir selbst Sicherheit und Ruhe und du kannst entspannt überall dort stillen, wo du und dein Baby das gerade möchten.

Kita, Tagesmutter/-vater, Arbeitgeber

… befürchten möglicherweise bei einem „noch immer“ gestillten Kind eine zu große Abhängigkeit von der Mutter.
… sehen die Flexibilität der Mutter eingeschränkt.
… möchten, dass das Mutter-Kind-Paar „funktioniert“ und sich (auch) an festgelegte Zeitpläne halten kann.

Die stillende Mutter und die Zeit zum Stillen sind durch das Gesetz besonders geschützt. U.a. kann sie Stillpausen während der Arbeitszeit (!) beanspruchen.

Es ist nicht notwendig abzustillen, wenn dein Kind in eine außerfamiliäre Betreuung geht. Im Gegenteil: Stillen bietet hier einen besonderen Schutz bzw. schnellere Genesung bei den in den ersten Wochen normalen häufigen Infekten.

Es ist wichtig, dass ihr als Familie in Abwägung aller Einflussfaktoren eine für euch passende Lösung findet, um Stillen und andere Füttermöglichkeiten zu kombinieren. Dazu zählen Überlegungen wie z.B.

  • wie alt ist das Kind bei der Eingewöhnung?
  • wie oft wird noch gestillt und wieviel feste Nahrung nimmt das Kind schon zu sich?
  • wieviel Erfahrung hat die Tagesmutter / der Tagesvater / die Erzieher*innen in der Kita mit gestillten Kindern?
  • wie lange ist die Mutter vom Kind getrennt?
  • wie sieht der Arbeitsplatz der Mutter aus (ggf. Gefahrenbeurteilung)?

Sprich sowohl bei der Eingewöhnung als auch bei deinem Arbeitgeber ruhig offen darüber, dass du noch stillst. Für deinen Arbeitgeber ist es vielleicht interessant zu erfahren, dass gestillte Kinder ein geringeres Risiko für (z.B.) Mittelohrentzündungen und andere Krankheiten haben und bei einem Infekt auch schneller wieder genesen (was bedeutet, dass die Mutter oder der Vater schneller wieder „arbeitsfähig“ sind). Gute und zugewandte Erzieher*innen finden ihre eigenen Strategien, um dein Kind ohne Stillen (z.B.) zu trösten, in den Schlaf zu begleiten etc.

All die o.g. Gruppen sind wichtig in der Begleitung deiner Stillzeit. Ich wünsche mir für dich, dass du die Unterstützung und Hilfe erfährst, die du und dein Baby brauchen.

Wenn du eine ehrliche, empathische Begleitung suchst, dann melde dich gerne bei mir.

 

*zur besseren Lesbarkeit wird hier nur die männliche Form genannt, es sind aber ausdrücklich alle Partner und Partnerinnen der stillenden Mutter gemeint.

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